Eine kleine Zeitreise durch die Geschichte des Weinbaus in Bosnien-Herzegowina

Wie – Wein aus Bosnien und Herzegowina? Oh ja, und zwar sogar ziemlich guter! Der Weinbau in diesem kleinen Balkanland hat eine über 2.200-jährige Geschichte, die geprägt ist von den Kulturen, die hier in der Vergangenheit herrschten. Viele der Traditionen, die Griechen, Illyrer, Römer, Osmanen und Österreich-Ungarn hierher brachten, sind erhalten geblieben und prägen Bosnien-Herzegowina bis heute – und eine davon ist eben der Weinbau! Das Land hat sogar zwei autochthone Sorten, die es nur hier gibt: Blatina, ein sanfter Rotwein und die knackig-frische Weißweinsorte Žilavka!

Die ersten, die den Wein in das kleine Balkanland brauchten, waren die Griechen, genauer ein illyrischer Stamm namens Daorsi, die in der Herzegowina, im Süden des Landes, Weinberge errichteten und kultivierten. Auch unter den Römern und im Mittelalter wurde weiter Wein angebaut – auf vielen mittelalterlichen Grabsteinen finden sich sogar Reben und Trauben. Ein Zeichen dafür, dass der Weinbau ein wichtiger Wirtschaftszweig gewesen ist!

Neue Herrscher: Der Weinbau unter den Osmanen und Österreich-Ungarn

Mit der Ankunft der muslimischen Osmanen verschwand der Weinbau fast vollständig aus der Region – denn selbstverständlich war Alkohol im islamischen Glauben verboten. Aber nicht nur das: Auch die Unterdrückung der Christen trug zum Niedergang dieses Wirtschaftszweigs bei. Damals waren es nämlich häufig Mönche, die die Weinherstellung beherrschten. Ein paar Klöster bleiben jedoch verschont, so zum Beispiel Tvrdoš in der Nähe der Stadt Trebinje, wo sich der älteste Weinkeller in Bosnien und Herzegowina befindet und auch heute noch Mönche Wein herstellen.

Und dann kam Österreich-Ungarn…

Mit Ankunft der österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahr 1878 erlebte die Landwirtschaft in der Herzegowina die vielleicht größte Veränderung ihrer Geschichte. Den neuen Herrschern war klar: Die klimatische und geografische Vielfalt der Region muss genutzt werden! Neben Wein wurden auch Tabak, Obst und Gemüse wie Feigen, Granatäpfel oder Oliven angebaut. Auf Messen in London, Paris und Wien gewonnen die herzegowinischen Weine einen Preis nach dem anderen und waren so gut, dass der Kaiser selbst sie für sich beanspruchte und noch heute viele Weinberge in der Region “kaiserliche Weinberge” heißen!

 

Nach und während des Sozialismus

Natürlich kamen bald nach der Ankunft der Österreich-Ungarn schwere Zeiten auf ganz Europa zu: Der Erste Weltkrieg, die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre, der Zweite Weltkrieg. All das lies auch den Weinbau stagnieren, der nach seinem Aufbau in den 1950er Jahren jedoch auch nicht zu alter Stärke auflief. Denn während des jugoslawischen sozialistischen Systems mit einer Planwirtschaft war die Gründung eigener Unternehmen zur Erwerbszwecken (überwiegend) verboten. Winzer produzierten zwar weiter Wein, aber unter festen Vorgaben und nur für den Staat – dazu wurde das staatliche Unternehmen HEPOK gegründet, was so viel heißt wie “landwirtschaftliche Genossenschaft Herzegowina”. Hier wurden die Winzer und andere landwirtschaftliche Organisationen einfach eingegliedert. 1973 hatte HEPOK etwa 3.200 Mitarbeiter!

Und dann kam natürlich der Bosnienkrieg von 1992-1995. Und auch heute noch hat sich der Weinbau nicht davon erholt. Aber: Dieses Land ist bekannt dafür nicht aufzugeben, sich immer wieder neu zu erfinden und so haben viele Winzer ihre Keller und Arbeit modernisiert, sich weitergebildet und sind auf bestem Wege, sich einen Namen in der internationalen Weinszene zu machen.

Und heute?

Bosnien und Herzegowina ist ein Land voll atemberaubender Natur, lebhafter Städte, kulturellem Erbe von Jahrtausenden, herzlichen Menschen und natürlich einer vielfältigen Küche und Weinen, die den wilden Geist des alten Herzegowina und die Zukunft des neuen Bosnien-Herzegowina im Glas vereinen.

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